Generalsynode 1610 – Ausstellung 2010

„Damit Extrema verhütet werden…“ – Die erste reformierte Generalsynode in Duisburg 1610 zwischen Machtpolitik und Nächstenliebe

Duisburg im Jahre 1566
Der Stadtplan des Johannes Cprputius
Duisburg 1961
Archivbibliothek OD 16/6

„Die Bürger von Duisburg, die gegen Abend des 6. September 1610 draußen vor den Wällen der Stadt Duisburg sich ergingen, sahen wohl auf den Landstraßen mehrere Reisewagen fahren, die sich beeilten, noch vor Toresschluss in die Stadt zu kommen. Alte rumpelige Kasten mit federlosen Achsen, manche nur mit einer Plane überdeckt. Zuweilen zeigt sich einer der Insassen dieser Wagen. Dann sind es meist blasse Gelehrtenköpfe, was man erblickt, daneben biedere ehrbare Bürgergesichter, dann und wann auch wohl ein mannhaftes und beherztes Gesicht.“ So phantasievoll malt die Festschrift zum 300-jährigen Jubiläum die Ankunft der 36 Teilnehmer der ersten reformierten Generalsynode in Duisburg aus. In einer kurzen politischen Atempause vor dem sich bereits am Horizont abzeichnenden Dreißigjährigen Krieg versammeln sich die Delegierten der Kirchengemeinden in den vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg, um eine eigenständige reformierte Kirche am Niederrhein zu gründen.

Im Streit um das Erbe des letzten, 1609 kinderlos verstorbenen Herzogs der vereinigten Fürstentümer Jülich-Kleve-Berg verpflichten sich die beiden Kontrahenten, das brandenburgische und das pfalz-neuburgische Fürstenhaus, sämtliche christlichen Religionsgemeinschaften zu tolerieren. Die Synodalen in der Duisburger Salvatorkirche spüren, dass sie die Gunst der Stunde nicht verstreichen lassen dürfen.

Reformator Johannes Calvin
in: Theodor Zwinger, Theatrum sapientiae coelestis ex Joh. Calvini institutione Christianae religionis…, Basel 1652
Archivbibliothek Goe 3527

Die Richtschnur ihrer reformierten Kirche soll, so hält das Protokoll der ersten Generalsynode fest, der Heidelberger Katechismus „als die Summa der in Gottes Wort gegrundten Religion“ bilden. Um eine Gleichheit der „Kirchenceremonien“ zu gewährleisten, ist die kurpfälzische, in Kleve die niederländische Agende verbindlich. Vor der Berufung eines Pfarrers hat die Gemeinde zu prüfen, ob sie ihn „selbsten unterhalten“ kann, gegebenenfalls soll „mit treuer brüderlicher Hilfe“ beigestanden werden. Jede Gemeinde ist verpflichtet, einen „Schulmeister für die Jugend“ anzustellen. Zuletzt legen sie fest, dass jede Kirchengemeinde ein Presbyterium einzurichten hat und welche Delegierte zum Klassikalkonvent, zur Provinzialsynode und, alle drei Jahre, zur Generalsynode zu entsenden sind. Das Protokoll schließt: „Und ist also dieser Synodus nach gethaenem Gebet beschlossen, und seint auch darauf die sembtliche Brüder in Fried, Lieb und Einigkeit von einander gescheiden.“

Generalsynode der Herzogtümer Jülich, Kleve, Berg und Mark- Petschaft
nach 1610

Die Ausstellung des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland zum 400-jährigen Jubiläum der ersten reformierten Generalsynode zeichnet das Wagnis nach, eine reformierte Kirche am Niederrhein in einem machtpolitisch explosiven europäischen Umfeld zu gründen. Ihr presbyterial-synodaler Aufbau legt sich quer zu den dynastisch geprägten Denkmustern der europäischen Fürstenhäuser, die um diese militärstrategisch wie wirtschaftlich lukrative Region ringen. Mit den taktischen Konfessionswechseln der Fürsten werden die reformierten Kirchengemeinden zu einem Spielball der Machtpolitik, mit der Folge, dass ihre Gemeindeglieder Verfolgung, Not und Elend erleiden. Sie werden zu Kirchengemeinden „unter dem Kreuz“. Dass sie trotz aller Anfechtungen ihre Konstitution wahren können, zeigt die Klugheit, Besonnenheit und Weitsichtigkeit der Teilnehmer der ersten reformierten Generalsynode in Duisburg 1610.

Den Katalog zur Ausstellung Stefan Flesch und Michael Hofferberth, „Damit Extrema verhütet werden…“ Die 1. Reformierte Generalsynode in Duisburg 1610 zwischen Machtpolitik und Nächstenliebe. Eine Ausstellung des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland und des Kultur- und Stadthistorischen Museums Duisburg. Düsseldorf 2010. 76 S.: III., Kt. ISBN 978-3-9300250-50-9 können Sie zum Preis von 7,00 € erwerben. Bitte wenden Sie sich an »Herrn Steinberg.

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