4KG 085B – Hennweiler-Oberhausen

Laufzeit: 1835-1951
Umfang: 4 Kartons
Lfd. Nummern: 169
Akzessionsdatum: 2006
Findmittel: 2025
Signatur: 4KG 085B

Ev. Kirchengemeinde Hennweiler-Oberhausen

Hennweiler kam 1444 mit der Grafschaft Veldenz mittels Erbschaft an Pfalz-Zweibrücken. Um 1560 führte Herzog Wolfgang durch seinen auf dem nahegelegenen Schloss Wartenstein ansässigen Amtmann Johann von Schwarzenburg die Reformation in Hennweiler und Oberhausen ein. Seither waren und blieben die beiden durch ein gemeinsames Pfarramt verbundenen Gemeinden mit ihrem Herzogshaus lutherisch. 1583 fiel die zweibrückische Unterherrschaft Wartenstein infolge der Heirat der Erbtochter an den kurtrierischen, also katholischen Amtmann von Warsberg, der ebenfalls auf Schloss Wartenstein seinen Sitz nahm. Unter seiner Herrschaft zogen katholische Familien aus trierischen Nachbardörfern in die lutherischen Orte. Dennoch gelang es erst während des Orléans’schen Kriegs mit französischer Militärunterstützung, den katholischen Gottesdienst in der Hennweiler Kirche zu etablieren und die sogenannten Präbendengüter zu enteignen, die bis dahin zur Versorgung des lutherischen Lehrers gedient hatten.

Es folgte ein jahrzehntelanger Rechtsstreit der evangelischen Gemeinden Hennweiler und Oberhausen gegen die Familie von Warsberg wegen dieser Übergriffe. Die Vergleiche vom 13. März 1743 und vom 14. Januar 1780 blieben ohne nachhaltigen Erfolg. Währenddessen verfiel die umstrittene Kirche in Hennweiler zunehmend. Gegen die Einführung eines Simultaneums setzten sich die Lutheraner entschieden zur Wehr. Der am 11. Dezember 1791 eingeweihte Kirchenneubau blieb daher ihr ausschließliches Eigentum. Das in Oberhausen um 1750 an den mittelalterlichen Kirchturm angebaute neue Langhaus hingegen wurde 1786 für die gemeinsame Nutzung mit den Katholiken freigegeben. Dieses Simultaneum endete erst 1898 durch eine Ablösezahlung an die katholische Gemeinde.

Infolge der Auseinandersetzungen verlor die Gemeinde Hennweiler ihre Ansprüche auf Kirchenzinsen, da ihr die Bücher, welche diese Einnahmen rechtlich belegten, entzogen wurden. Das alte Pfarrhaus fiel am 16./17. September 1896 einem Brand zum Opfer, woraufhin 1898 ein Neubau errichtet wurde. Die beiden Gemeinden Hennweiler (einschließlich Kallenfels) und Oberhausen besaßen jeweils ein eigenes Presbyterium, wurden jedoch gemeinsam von einem Pfarrer betreut, dessen Wohnsitz in Hennweiler lag. 1935 wurde die frühere Pfarrscheune zu einem Gemeindehaus umgewandelt. Der zugehörige Ortsteil Kallenfels war Teil der Reichsherrschaft Steinkallenfels, von wo aus die Reformation eingeführt wurde. Kallenfels wurde pfarramtlich an Hennweiler angeschlossen. Am 1.4.1961 wechselte Kallenfelserhof von der Gemeinde Kirn zur Gemeinde Hennweiler. Am 1.1.1975 entstand die Kirchengemeinde Hennweiler-Oberhausen. Sie erhielt gleichzeitig Hahnenbach von der Gemeinde Kirn, der im Gegenzug Kallenfels zugeteilt wurde.

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Hennweiler (1954 verzeichnet) befindet sich nach wie vor bei der Kirchengemeinde. Das vorliegende Findbuch umfasst die von der Evangelischen Archivstelle Boppard aus dem Archiv des Kirchenkreises Sobernheim übernommenen Archiv-Fragmente und Amtsbücher.

Literatur: Füllmann, Joachim, Evangelische Kirche Hennweiler 1790-1990, Hennweiler 1990; Ders., [Ortsgeschichte] Hennweiler, 2 Bde., Hennweiler 1990/1992; Ders., Stumm-Orgeln und sakrale Kunst, Bad Kreuznach [ca. 2000]; KABl 1961, S. 79; KABl 1975, S. 31; Rosenkranz, Evangelisches Rheinland, Bd. 1, S. 562f.; Schmieden, Josef, Evangelisches Familienbuch Hennweiler 1655-1803, Bundenbach 1993; Stangenberg, Karl, Bürgerbuch der Ortsgemeinde Hennweiler mit den zum Kirchspiel gehörenden Gemeinden Oberhausen, Heinzenberg und Kallenfels, Kirn o.J.; Ders., Die Einwohner von Hennweiler, Kirn 1996; Ziemer, Hans-Werner, Die evangelische Kirche Hennweiler, in: Naheland-Kalender 1981, S. 79-83; Ders., Hunsrücker gaben Darlehen zum Bau der Kirche in Hennweiler, in: Hunsrücker Heimatblätter 34 (1994), S. 128-130; Ders., Jüdische Kinder in der evangelischen Volksschule in Hennweiler, in: Naheland-Kalender 1998, S. 202-203.

Ergänzende Archivbestände: 1OB 008 (Ortsakten); 3MB 016B (Kirchenkreis Sobernheim); 7NL 177B (Pfarrer Jakob Oberlinger).