6HA 004 – Kirchenkampfakten von Joachim Beckmann

Laufzeit: 1933-1945
Umfang: 3
lfd. Nummern: 123
Findmittel: ca. 1975
Signatur: 6HA 004

Kirchenkampfakten Joachim Beckmann

Für den Pfarrer der Lutherkirchengemeinde Joachim Beckmann (1901-1987) war der Sieg der Deutschen Christen bei der Kirchenwahl am 23. Juli 1933 das Signal, sich dem staatlichen Eingriff in die Kirche zu widersetzen. Unter seinem Vorsitz beschloss ein kleiner Kreis von Pastoren, einen „Rheinischen Bund um Wort und Kirche“ (Rheinische Pfarrerbruderschaft) zu gründen. Zusammen mit dem von Martin Niemöller ins Leben gerufenen „Pfarrernotbund“, dem sich die Rheinische Pfarrerbruderschaft kooperativ anschloss, organisierte sie den kirchlichen Widerstand gegen die Deutschen Christen. Anfang 1934 wurde Beckmann zusammen mit Friedrich Graeber und Heinrich Held vom Dienst suspendiert. Im Zusammenhang mit diesen Amtsenthebungen kam es zur Gründung der „freien evangelischen Synode im Rheinland“ am 18./19. Februar 1934. Das wichtigste Ereignis war die Bekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche in Barmen (29.-31. Mai 1934) mit ihrer „Theologischen Erklärung zur Kirchlichen Lage“. Die Bekenntnissynode der DEK von Berlin-Dahlem (19./20. Oktober 1934) proklamierte das „kirchliche Notrecht der an Schrift und Bekenntnis gebundenen Kirchen und Gemeinden“.

Im Mai 1935 verhängte die Gestapo über Beckmann ein Aufenthaltsverbot für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Von seinem neuen Wohnsitz in Bad Godesberg aus bereiste er Deutschland und hielt trotz Redeverbote Vorträge. Im Juli 1935 wurde sein Aufenthaltsverbot aufgehoben S im Zuge, wie Beckmann vermutet, der auf Befriedung ausgerichteten Kirchenpolitik des Ministers Hanns Kerrl. Nach dem Ende der Kirchenausschüsse ging die Staatspolizei wieder heftiger gegen die Mitglieder der Bekennenden Kirche vor. Sie verbot die Zusammenkünfte, beschlagnahmte Schriften, Flugblätter und Akten der Bekennenden Kirche und verbot Geldsammlungen, so dass insbesondere die Bezahlung der BK-Vikare und Hilfsprediger schwierig wurde. 1938 wurde die Bekenntnisschule durch die „deutsche Schule“ ersetzt. Der Religionsunterricht wurde behindert, unterbunden oder abgeschafft. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs nahmen die Verhaftungen wie etwa Martin Niemöllers und Paul Schneiders, Ausweisungen und Redeverbote für Pfarrer der Bekennenden Kirche zu. Beckmann erhielt am 6. Februar 1939 ein Reichs-Redeverbot. Die Bedingungen, die der Weltkrieg mit sich brachte, insbesondere der Luftkrieg, die Flucht und Evakuierung der Bevölkerung aufs Land, schränkten die Gemeindearbeit Beckmanns stark ein. Die Zahl der Düsseldorfer Pfarrer sank auf über die Hälfte, die Vikare, Hilfsprediger und Pastoren der Bekennende Kirche wurden nahezu ausnahmslos eingezogen. Die Konfrontation von nationalsozialistischem Staat und Bekennender Kirche versiegte.

Inhalt: A. Schriftwechsel 1938-1945 S B. Kirchenkampf im Rheinland, u.a. Ev. Bekenntnissynode, rheinische Bekenntnisgemeinden, Pfarrbruderschaft, Ausbildungsamt, Schulfrage, Rechnungswesen, Konsistorium der Rheinprovinz, zur Person Joachim Beckmanns S C. Kirchenkampf in der DEK und ihren Gliedkirchen, u.a. Rundschreiben des Präses der Synode, des Pfarrernotbundes und der Vorläufigen Kirchenleitung, Neuordnung der DEK, Bekenntnissynode der APU, Ökumene und katholische Kirche, Kirchenfrage 1933, Kirchenwahl 1937, Gebet- und Bußtagsgottesdienst 1938, Ordnungsblock S einzelne Kirchengebiete, insbesondere Hannover, Schlesien und Württemberg S Kirchliches Jahrbuch 1933-1945.

Literatur: Joachim Beckmann, Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Erlebte Kirchengeschichte, Neukirchen-Vluyn 1986, dort insbesondere: Bibliografie Joachim Beckmann, S. 745-757;Joachim Beckmann, Die Lutherkirchengemeinde im Kirchenkampf 1933-1945, in: Rudolf Mohr, Hrsg., Lutherkirchengemeinde Düsseldorf 1927-1977, Festschrift anläßlich des 50jährigen Bestehens der Gemeinde (SVRKG 52), Köln 1977, S.17-65; Joachim Beckmann, Briefe zur Lage der Evangelischen Bekenntnissynode im Rheinland: Dezember 1933 bis Februar 1939, Neukirchen 1975; Joachim Beckmann, Hrsg., Rheinische Bekentnissynoden im Kirchenkampf. Eine Dokumentation aus den Jahren 1933 bis 1945, Neukirchen1975, Joachim Beckmann, Karl Immer: Die Briefe des Coetus reformierter Prediger 1933 bis 1937, Neukirchen 1976; Joachim Beckmann und Hans Prolingheuer, Zur Geschichte der Bekennenden Kirche im Rheinland (SVRKG 63), Köln 1981.

Ergänzende Archivbestände: 8SL 005 (Kirchenkampfsammlung Müller); 8SL 030 (Kirchenkampfsammlung Walter Schmidt); 8SL 031 (Kirchenkampf-Sondersammlung); 8SL 032 (Sammlung Wilhelm Hermann Veit); 8SL 033 (Kirchenkampfsammlung V).